Im Moment die Adresse in Zürich für Heimweh-Berliner Kaffeetrinker: das Benzin & Koffein an der Ämtlerstrasse. Die zwei Betreiberinnen rösten ihre Kaffeesorten in Unterlunkhofen selbst, und meistens gibt’s im Café nebst der Hausmischung «Küferweg» auch einen Single Origin. Dazu dreierlei Bagels mit Cream Cheese oder verschiedene ofenfrische Cookies zur Auswahl, und in den Lautsprechern läuft The Be Good Tanyas – was braucht man mehr?
Es ist schlimm, wie Berlin mir einfach vieles in Zürich verdirbt. Denn Berlin ist auch, so unwahrscheinlich dies einigen vielleicht immer noch erscheinen mag, Genussstadt – übrigens nicht nur für Kaffee, sondern auch für Burger, handwerklich gebrautem Bier, feinsten Glacés undsoweiter. Das beginnt schon beim Frühstück.
Irgendwie immer wieder lohnend: Kürzestferien in der Schweiz. Dieses Wochenende waren wir für zwei Tage in Thun, dem schmucken Städchen im Berner Oberland, und wir haben uns dabei prächtig erholt.
Dazu beigetragen haben viele unterschiedliche Dinge: sicher an erster Stelle der Umstand, dass der Racker erstmals eine Nacht bei seinen Grosseltern am See verbrachte, wo er stundenlang im Wasser planschen und auch sonst allerlei ebenso froh- wie müdemachende Sachen machen konnte. Dann auch das am Samstag überraschend sommerliche Wetter, welches zu einem trägem Nachmittag in einem verwunschenen Garten beitrug.
Auch dieses Jahr wieder waren wir zur re:publica in Berlin. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich für das Virtuelle diesmal weniger erwärmen konnte, und es mich hinaus zog. Highlights dieses «Hinaus» im 2013:
Katies Blue Cat Kleines, sehr sympathisches Café ganz in der Nähe unserer Wohnung. Ungemein leckere Backwaren und wundervoller Espresso (Bohnen von Bonanza Coffee Heroes).
Bully’s Bakery So hip dass man sich problemlos in San Francisco wähnen könnte. Guter Kaffee.
Five Elephant Das Highlight. Wahnsinns Kaffee, tolle Lage im allerschönsten Kreuzberg, unglaublich nette Leute. Mein Favorit in Berlin neben dem
Chapter One Wie Frau Ada Kreuzberg beredt schreibt: der beste Kaffee in Berlin. Heaven!
Katie’s Blue Cat, Friedelstr. 31, Berlin, 12047, Deutschland
Bully’s Bakery, Friedelstr. 7, Berlin, 12047, Deutschland
Five Elephant, Reichenberger Str. 101, Berlin, 10999, Deutschland
Chapter One, Mittenwalder Str. 30, Berlin, 10961, Deutschland
Einmal mehr erstaunt es mich, dass in Zürich scheinbar so wenig aufregendes in der Kaffee-Szene passiert. Entweder sind wir Schweizer wirklich zu konservativ, oder… keine Ahnung. An den Preisen (das doppelte und mehr für ein meist völlig gewöhnliches Espresso-Pfützchen) kann es ja nicht liegen.
Wem «Third Wave» nix sagt, bei «Filterkaffee» an ein Horrorgebräu aus der Thermoskanne denkt, und sich aber für Kaffee interessiert: Stöbern, Staunen, Lernen, Nachmachen!
Single Origin Kaffee, schöner dichter Milchschaum, kleiner Raum mit unverputzten Wänden und Möbel vom Trödler (inzwischen leider renoviert), Sitzplätze draussen zur Limmat hin, WLAN: alles recht Berlinerisch. Mit der wunderbaren löwendekorierten Macchina ist sogar die La Marzocco-Mafia vor Ort.
Eben mit Freude beim Coffee-Guide Zürich gelesen: es tut sich was in unserem ebenso schönen wie behäbigen Land in Sachen Kaffeekultur. Jetzt bitte noch einen Chapter Two hier in Zürich, und ich bin zufrieden. Sehr zufrieden.
(Das Grande sieht übrigens rein optisch zumindest schon einmal äusserst vielversprechend Berlinerisch aus).
Seit ich ganz informell, doch mit dem nötigen Ernst und Foursquare gerüstet, begonnen habe, mich an die Berliner Kaffeeszene heranzutasten, lächle ich milde, wenn irgendwer vom „besten Espresso in Zürich“ schwärmt.
Nach vielen Jahren stand wieder einmal ein Besuch bei Stefan Wiesner in Escholzmatt im tiefsten Entlebuch an. Im Rössli wurden wir gegen sechs Uhr sehr freundlich begrüsst und zu einem Apéro auf die Terrasse geleitet. Etwa eine halbe Stunde später dann wurden wir zum Tisch begleitet; das Feuerwerk konnte beginnen. Stefan Wiesner kam an den Tisch und erklärte, was es mit den programmatischen 6 Elementen auf sich hat (irgendwas mit einer Studentin, Alchemie und den chinesischen Elementen. Oder so).
Frühstücken in Berlin ist einfach klasse. Praktisch überall kann problemlos bis in den späten Nachmittag ein Frühstück bestellt werden, man darf meist auch beinahe endlos daran herumpicken, ohne zu Neubestellungen bedrängt zu werden, und die Teller sind, verglichen mit dem Durchschnitt in Zürich, häufig auffallend sorgfältig und liebevoll präsentiert. Wenn man nicht unbedingt die Atmosphäre eines 5* Luxushotels benötigt, um geniessen zu können — und wer braucht das schon wirklich —wird man hier ziemlich glücklich.
Schon beim ersten Besuch zeichnet sich ab: das Grüntal wird einer der Favoriten in Zürich.
Unkompliziert ohne stil- oder lieblos zu sein – genau so mögen wir unsere Restaurants. Die schöne Sommerterrasse mit Blick aufs Wipkinger Ufer samt Wollschweinen und Bergziegen stört dabei keineswegs – fand auch Herr Racker, der nicht müde wurde, ebendort rauf und runter zu rennen. Wenn dann die Weinkarte auch noch nebst 11 schönen Schweizer Pinot Noir allerlei sonstiges Erfreuliches aus der Schweiz auflistet – getrunken haben wir schlussendlich Balin von Anna Barbara von der Crone – ist der Fall endgültig klar.